Alfter: Ausstellung von Eva Thiey im Seniorenzentrum Refugium eröffnet

Farben weisen Weg zur Lebensfreude

cs Alfter-Oedekoven. Kreisend strebt eine Spirale nach oben, durchbricht rot glühende Verstrebungen, weiß schimmernde Schleier, gelbes Mauerwerk, um schließlich im grünen, lichtdurchbrochenen Raum in Ruhe auszuschwingen. Ihr letzter Bogen schließt den Kreis und deutet eine Wiederkehr an.

"Farben des Lebens" heißt das Ölbild mit Acryl, eines von 32 Werken, die Eva Thiery im Refugium Alfter ausstellt. ,,Es zeigt, wie verschiedene Lebens- oder auch Tagesphasen durchlaufen werden", erläutert die freischaffende Dürener Künstlerin bei der Eröffnung ,,Das Wechselspiel von Licht und Schatten bringt Bewegung in verschiedenen Lebenssituationen hervor."

Überhaupt setzt sich die 40- Jährige in ihren Bildern mit Lebensräumen und Lebenssituationen in abstrakter Form auseinander. Oft sieht man in ihrem Werk die Gegensätze von Leben und Tod, so etwa in ,,Zyklen in Stein", wo die Gesichter eines Menschen von der Kindheit über die Reife und das Alter bis zur Totenmaske aus warmem ockerfarbenem Gestein wachsen.

Aufbruch und Bewegung kennzeichnen den Weg von der Erstarrung zur Lebensfreude: In "Versteinerung" sprengen menschliche Figuren, die dem Betrachter ihren Rücken zuwenden, das Mauerwerk, das sie um sich herum aufgebaut haben. Die versteinerte Schale zerbricht in einer kreisenden Bewegung, die am Ende alles in einem Strudel verschlingt.Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeiten ist der Bezug des Menschen zu seiner Umwelt. In "Spuren" geht die alte menschliche Kultur, symbolisiert durch verfallendes Mauerwerk, über in Natur, werden die alten Gemäuer von Baumwurzeln gesprengt. Aber um diese Wurzeln winden sich stählerne Schlingen: Die neue menschliche Edelstahl-Kultur, die dem Baum vielleicht die Lebenskraft nimmt.

Ihre Maltechnik hat Eva Thiery nach eigener Aussage ,,langsam entwickelt durch viel Ausprobieren". Nach einer Ausbildung zur mathematisch-technischen Assistentin studierte sie von 1994 bis 1998 Malerei an der Akademie für Bildende Kunst in Düren, unter anderem bei Leopold Peer und Helmut Holt "Ich habe immer schon gerne gemalt", berichtet die Mutter von zwei Kindern, "aber ich hatte keine Gelegenheit, meine Neigung zu vertiefen." Als 1993 die Akademie in Düren gegründet wurde, kam ihre Chance. Ihr Nachbar, Leiter der Kunsthochschule, erkannte das schlummernde Talent.

Bis heute hat Thiery 33 Ölbilder auf Leinwand oder auf Hartfaserplatten mit Untermalungen in Acryl geschaffen. Für den Malvorgang selbst braucht sie nur vier bis für Stunden, "aber die Geburt des Bildes und die Konzeption dauern natürlich länger". Auch die Gemeinde Alfter profitiert von den Ausstellungen im Refugium, die mittlerweile schon Tradition geworden sind. Bürgermeisterin Dr. Bärbel Steinkemper: "Wir nutzen das Kunstpotenzial am Ort, um uns nach außen zu repräsentieren und die Bevölkerung hier ins Haus zu holen." Ziel der Heimleitung ist es, Alt und Jung durch die Kunst zusammenzubringen. "Wenn man die Senioren zur handfesten Auseinandersetzung bewegt, setzt das unheimliche Energien frei", meint Bodo Kerstin, Vorsitzender des Vereins Altenheimathöfe.

Die Ausstellung im Refugium dauert bis zum Frühjahr 2000 und ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Foto: Kehrein